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Unser Körper ist ein Wunderwerk der Natur. Tagtäglich arbeiten unzählige kleine und große Prozesse zusammen, um uns gesund und leistungsfähig zu erhalten. Einer dieser unsichtbaren Helden ist das Lymphsystem. Es ist dafür verantwortlich, dass wir gesund bleiben. Das Lymphsystem stellt den Kontakt zwischen Krankheitserregern und den körpereigenen Abwehrzellen her. Außerdem transportiert es Abfallprodukte, überschüssige Gewebsflüssigkeit, Bakterien, Viren und Partikel aus unserem Körper ab. Ist dieses System nun geschädigt oder „erkrankt“, funktioniert nicht nur unser Abwehrsystem nicht mehr richtig, sondern es können auch starke Schwellungen, sogenannte Ödeme, auftreten.
Die Manuelle Lymphdrainage ist eine sanfte Technik, die entwickelt wurde, um genau dieses System zu unterstützen. Durch sehr sanfte und langsame Bewegungen wird das Lymphgefäßsystem angeregt und so die Wasseransammlungen „abtransportiert“. Wie das funktioniert, was dahinter steckt und vieles mehr möchte ich in diesem Schmerzwissen-Beitrag kurz und einfach erklären!

Was ist das Lymphgefäßsystem?

Bevor wir uns mit der Manuellen Lymphdrainage beschäftigen, ist es wichtig, das Lymphsystem selbst zu verstehen. Das Lymphsystem ist ein komplexes Netzwerk von Lymphgefäßen, Lymphknoten und Lymphgewebe, das sich über den gesamten Körper erstreckt. Seine Hauptaufgabe besteht darin, überschüssige Flüssigkeit, Abfallprodukte und Schadstoffe aus dem Gewebe zu entfernen und das Immunsystem zu unterstützen.

Im Gegensatz zum Blutkreislauf besitzt das Lymphsystem keinen eigenen Pumpmechanismus wie das Herz. Stattdessen wird die Lymphflüssigkeit durch Muskelkontraktionen, Atembewegungen und äußeren Druck bewegt. Wenn das Lymphsystem nicht richtig funktioniert, kann sich Flüssigkeit im Gewebe ansammeln, was zu Schwellungen, Entzündungen und anderen Gesundheitsproblemen führen kann.

Was ist die Manuelle Lymphdrainage?

Die manuelle Lymphdrainage ist eine spezielle Massagetechnik, die entwickelt wurde, um den Lymphfluss im Körper zu fördern. Der menschliche Körper verfügt über ein komplexes Lymphsystem, das eine wichtige Rolle bei der Ausscheidung von Giftstoffen, der Immunabwehr und der Aufrechterhaltung des Flüssigkeitsgleichgewichts spielt. Wenn dieses System nicht richtig funktioniert, kann es zu Schwellungen, Infektionen und anderen Gesundheitsproblemen kommen.

Die MLD wurde erstmals in den 1930er Jahren von dem dänischen Physiotherapeuten Emil Vodder entwickelt und hat sich seitdem zu einer weit verbreiteten Therapie entwickelt. Sie wird häufig zur Behandlung von Lymphödemen, postoperativen Schwellungen und verschiedenen Gesundheitszuständen eingesetzt.

Wie funktioniert die Manuelle Lymphdrainage?

Bei der manuellen Lymphdrainage wird durch sanften, rhythmischen Druck auf bestimmte Körperregionen die Lymphflüssigkeit in Bewegung gebracht. Diese spezielle Massagetechnik fördert den Abtransport von überschüssiger Flüssigkeit und Abfallstoffen aus dem Gewebe und leitet sie zu den Lymphdrüsen, wo sie gereinigt und in den Blutkreislauf zurückgeführt werden.

Die MLD wird in der Regel im Liegen oder Sitzen durchgeführt, je nachdem, welche Körperregion behandelt werden soll. Der Therapeut führt sanfte, wellenförmige Handbewegungen aus, die dem natürlichen Rhythmus des Lymphsystems folgen. Dadurch werden Blockaden gelöst und der Lymphfluss angeregt.

Wofür wird die Manuelle Lymphdrainage verwendet?

Die Manuelle Lymphdrainage kann bei einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen und Zuständen eingesetzt werden. Einige der häufigsten Anwendungsgebiete sind

  • Lymphödeme: Hierbei handelt es sich um Schwellungen, die durch eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe verursacht werden. Manuelle Lymphdrainage kann helfen, diese Schwellungen zu reduzieren und die Symptome zu lindern.
  • Nach Operationen: Nach operativen Eingriffen kann es zu Schwellungen und Flüssigkeitsansammlungen kommen. Die Manuelle Lymphdrainage kann den Heilungsprozess unterstützen und die Beschwerden lindern.
  • Entzündungen: Bei entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis kann die Manuelle Lymphdrainage helfen, Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
  • Chronische Erkrankungen: Menschen mit chronischen Gesundheitsproblemen wie Rheuma, Fibromyalgie oder Multipler Sklerose können von regelmäßigen MLD-Behandlungen profitieren, um Schmerzen und Schwellungen zu reduzieren.
  • Traumatische Verletzungen: Nach einer traumatischen Verletzung, wie z.B. einer Verstauchung, Prellung oder einem Umknicken, kann die Manuelle Lymphdrainage helfen, die Schwellung zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.

Wie wird die Behandlung aufgebaut?

  • Vorbereitung: Wie oben beschrieben, ist das Lymphgefäßsystem ein offenes System, d.h. es mündet an einer bestimmten Stelle in den Blutkreislauf. Dieser Punkt ist das Schlüsselbein. Unabhängig davon, wo sich das Ödem am Körper befindet, beginnt man immer am Schlüsselbein, dem sogenannten „Terminus“. Danach wird am äußeren Hals gearbeitet, um Kopfschmerzen nach der Behandlung zu vermeiden.
  • Behandlung: Nachdem der Hals und der Terminus richtig „geöffnet“ wurden, beginnt die eigentliche Behandlung an der betroffenen Körperstelle. Mit sehr sanften und rhythmischen Griffen in lymphatischer Richtung wird der Lymphfluss angeregt. Diese Griffe sind so sanft, dass in der Regel überhaupt keine Schmerzen zu erwarten sind.
    Man arbeitet immer in Richtung des Lymphabflusses, also zum Schlüsselbein hin.
  • Bandage / Tape: Um einen Rückstau der Flüssigkeit zu verhindern, wird nach der Behandlung ein Lymphtape oder eine Bandage angelegt. Damit wird entweder der Lymphfluss weiter angeregt (Tape) oder der betroffene Bereich so komprimiert, dass die Flüssigkeit gar nicht mehr zurückfließen kann (Bandage). Ich persönlich bevorzuge das Lymphtape, da die Bandage ein sehr dicker, steifer, fester und damit unangenehmer Verband ist, der selten länger als 8-10 Stunden getragen werden kann, während das Lymphtape einfach tagelang auf der Haut kleben kann, ohne größere Einschränkungen zu verursachen.

Was gibt es nach der Behandlung zu beachten?

  • Viel trinken: Diese Empfehlung gilt natürlich grundsätzlich immer! Jedoch nach der Manuellen Lymphdrainage ganz besonders. Schließlich wird hier der Körper angeregt Flüssigkeit abzubauen, somit gehört mehr Flüssigkeit wieder zugeführt.
  • Vermehrter Harndrang: Die Flüssigkeit die während der Manuellen Lymphdrainage abdrainiert wird muss natürlich irgendwo hin. Sie kommt erst in den Blutkreislauf, wird dort von der Niere aus dem Blut gefiltert und über die Harnblase ausgeschieden. Also nach der Lymphdrainage immer ein WC in Reichweite haben.
  • Müdigkeit: Die Manuelle Lymphdrainage wirkt Parasympathikus aktivierend. Der Parasympathikus ist der „Nachtnerv“, er macht uns müde und schlapp. Daher ist man nach einer Behandlung eher müde und träge.
  • Muskelpumpe verwenden / Hochlagern: Nach der Behandlung sollte natürlich nicht die ganze Flüssigkeit wieder „zurücksacken“, schließlich ist das Lymphgefäßsystem sehr träge. Das Betroffene Areal, sofern möglich, über dem Herzen lagern und die Muskelpumpe dabei aktivieren das heißt beispielsweise den Fuß immer wieder anziehen und abspreitzen.

Kontraindikationen der Manuellen Lymphdrainage

Obwohl die manuelle Lymphdrainage für viele Menschen sicher ist und zu positiven Ergebnissen führen kann, gibt es Situationen, in denen sie nicht empfohlen wird. Dazu gehören

  • Unbehandelte Krebserkrankungen: Während die Lymphdrainage bei krebsbedingten Ödemen Wunder wirken kann, ist bei unbehandelten Krebserkrankungen Vorsicht geboten. Denn Krebs metastasiert über das Lymphgefäßsystem, das durch die Manuelle Lymphdrainage angeregt wird. Hier immer zuerst einen Arzt konsultieren!
  • Akute Entzündungen: Wie oben bereits erläutert, findet der Kontakt zwischen Krankheitserregern und dem Immunsystem meist über das Lymphgefäßsystem statt. Dieses System nun zusätzlich zu stimulieren, würde die Keime nur im Körper verteilen, man würde also gegen die körpereigenen Abwehrzellen arbeiten.
  • Akute allergische Reaktionen: Hier gilt eine ganz ähnliche Regel wie bei den akuten Entzündungen!
    Tiefe Beinvenenthrombose: Wegen der Gefahr einer Thrombusablösung müssen die PatientInnen oft Bettruhe halten. Eine Manuelle Lymphdrainage sollte daher vermieden werden.
  • Herzinsuffizienz: Die Manuelle Lymphdrainage stellt eine Belastung für das Herz-Kreislauf-System dar. Bei PatientInnen mit Herzinsuffizienz kann diese zusätzliche Belastung zu erheblichen Problemen führen. In diesem Fall immer zuerst einen Arzt konsultieren!

Fazit

Manuelle Lymphdrainage ist eine wertvolle Therapieoption für Menschen mit Schwellungen, Schmerzen, postoperativen Beschwerden und vielen anderen gesundheitlichen Problemen. Die sanfte Massagetechnik fördert den Lymphfluss, stärkt das Immunsystem und verbessert das allgemeine Wohlbefinden.

Max

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